Der Genomtest
Genomische Zuchtwerte für Lebendalter, HD und ED sowie Gentest auf SOD-I-Genmutation (Degenerative Myelopathie = DM)
Unsere Stellungnahme zur Thematik
Seit Beginn unserer züchterischen Tätigkeit im Jahr 1995 liegt unser erstes Zuchtziel auf dem Wesen unserer Hunde. Diese Tatsache hat sich nicht geändert: Das makellose Wesen und Verhalten – und damit die Gesellschafts- und Familientauglichkeit der Berner aus unserer Zucht – wird daher von uns nach wie vor energisch als ständiges Zuchtziel verfolgt.
Unmittelbar daran anschließend und mit gleich hohem Anspruch und Elan wird von uns die züchterische Etablierung eines möglichst gesunden und langen Lebens unserer Berner Sennenhunde verfolgt.
Die Abfolge dieser Gewichtung mag eher ungewöhnlich sein, lässt sich aber begründen.
Eine wirklich glückliche und ungetrübte Gemeinsamkeit zwischen Mensch und Hund ist nur möglich, wenn der Hund die Fähigkeit besitzt, menschliche sowie gesellschaftliche Ansprüche an ihn in optimaler Weise entsprechen zu können. Dazu gehören neben anderen Kriterien eine größtmögliche Kommunikationsebenen-Annäherung an die des Menschen, eine höchstmögliche Aggressionsschwelle und eine weitestgehende Belastbarkeit gegenüber Stress-Situationen und Umwelteinflüssen.
Alle unsere Welpen-/Hundebesitzer bestätigen uns, dass, nach dem Verlust eines Tieres in der Retroperspektive auf die gemeinsame Strecke des Lebensabschnitts eins bleibt: die Freude, das Glück und die Dankbarkeit, eine gewisse Zeit mit einem so wunderbaren Gefährten verbracht zu haben. Selbstverständlich, wenn diese gemeinsame Wegstrecke früh (übrigens immer zu früh!) enden musste, herrschen Traurigkeit und Wehmut vor. Aber diese Trauer weicht – nachdem eine Zeit verstrichen ist – regelmäßig oben beschriebener Dankbarkeit, ja Freude, diese Wesen bei sich gehabt zu haben.
Zu dem oben beschriebenen Wandel in den Emotionen innerhalb einer Trauerzeit kann es aber nur kommen, wenn die Erinnerung an einen Hund diesen hervorzurufen vermag. Und hierzu ist der qualitative Aspekt (Wesen) verantwortlich und weniger der quantitative Aspekt (Lebensdauer). Daher bleibt uns aus Verantwortung sowohl gegenüber den von uns gezüchteten Hunden als auch unseren Welpenkäufern konsequenterweise keine andere Prioritätenlage in unserer Zucht übrig als die oben beschriebene.
Nun blieb und bleibt aber die Lebensdauer unserer Hunde für uns in unserer Zucht deswegen fast genauso wichtig, zu berücksichtigen, weil es für alle Beteiligten natürlich noch viel schöner wäre, diese gemeinsame Wegstrecke so lange und von Krankheit so unbehelligt wie irgend möglich, gehen zu können. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem sich die beiden Zuchtkriterien so eng berühren, dass es fast unmöglich scheint, überhaupt eine Gewichtung vornehmen zu können. Daher hat die Erhöhung des Lebensalters – möglichst in Gesundheit – in unserem Selbstverständnis als Züchter von Anfang an einen entscheidend großen Teil eingenommen, sodass wir versucht haben, diesen Anspruch an uns selbst im Sinne der von uns gezüchteten Tiere in absoluter Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit wahrzunehmen.
Was haben wir im Einzelnen getan, um diesem Zuchtziel „Langlebigkeit und Gesundheit“ näherzukommen? Dass es ein sehr vielschichtiger, umfassender, komplizierter züchterischer Auftrag sein würde, war uns von Beginn an sehr bewusst. Es würde so schnell keine Patentlösung geben!
Eines war uns ebenfalls sofort klar: ohne den „SSV e.V. für Deutschland“ kann und wird uns dieses Ziel niemals gelingen. Für Ideen, Zusammenarbeit und dem Willen, an einem gemeinsamen Ziel mit seinen Züchtern zu arbeiten und konstruktiv-positiver Kritik war der SSV, solange wir ihn kennen, immer sehr offen.
Aber zunächst zurück zu unseren Maßnahmen in Bezug auf Langlebigkeit und Gesundheit:
- Vermeidung von Inzucht soweit es irgend möglich ist. Wenn unvermeidbar, nur auf Ahnen aus einem langlebigem Umfeld.
- Berücksichtigung und Abwägung aller Daten, die in Bezug auf eine Paarungsplanung zur Verfügung stehen
- Sammlung von Wissen mit stets aufrichtigem und kritischem Blick in Bezug auf unsere Hunde.
- Rückhaltlose Transparenz und absolute Ehrlichkeit bezüglich aller wichtigen Daten.
- Bemühungen um exakte Diagnosestellung im Falle einer schwerwiegenden Erkrankung während des Lebens unserer Zuchthunde und - wenn es auch äußerst schwer fällt - falls notwendig auch post mortem.
- Freiwillige Beteiligung und Zuarbeit bei ALLEN Gesundheitsprojekten des SSV e.V. (z.B. Bewegungsstudien, freiwillige Zusammenstellung über an ED erkrankte/diagnostizierte Tiere aus unserer Zucht in Relation zum klinischen Bild der ED und vieles mehr).
- Vom ersten Wurf bis zum aktuell röntgenfähigen Wurf - bis auf wenige Ausnahmen - das Röntgen inkl. Auswertung durch die Gutachterin des SSV fast aller Hunde aus unserer Zucht. Randomisierung ist gut, 100% Röntgen ist besser, auch aus Tierschutzgründen!
- Meldung ALLER verstorbenen Hunde an den SSV, und das seit Beginn unserer züchterischen Tätigkeit.
- Möglichst lückenlose Sammlung über Lebend- und Todesdaten ALLER unserer Hunde und formelle Übermittlung an den SSV e.V. , möglichst mit gesicherten Diagnosen.
- Konsequente Umsetzung der Zuchtordnung, der Zuchtpläne und sonstigen Empfehlungen des SSV e.V.
- Konsequentes Abstellen von Zuchtentscheidungen auf die Zuchtwertschätzung des Dogbase, sofern die Zuchtwerte, die dort zur Verfügung stehen, "aussagekräftig" scheinen.
- Das Testen aller zuchtfähigen Hündinnen in unserer Zuchtstätte im Hinblick auf den genomischen Zuchtwert bzgl. Lebenserwartung, HD und ED, des Pre-Tests für histiozytäres Sarkom und des Gentestes auf DM.
- Darüber hinaus konnten wir die Deckrüdenbesitzer, die Rüden aus unserer Zucht besitzen, davon überzeugen, bei ihren Tieren ebenfalls den genomischen Zuchtwert ermitteln zu lassen.
- Konsequente Verpaarungen (soweit möglich) nur zwischen genom-getesteten Hunden.
Alle Bestrebungen des SSV e.V. , die seit Erkennen der gesundheitlichen Probleme und die daraus resultierende Kürze der Lebensspanne unserer Berner umgesetzt wurden, scheinen zwangsläufig wichtige Vorstufen eines am Ende winkenden Erfolges zu sein. Die Möglichkeit, unsere Berner nun genomisch auf Lebenserwartung, HD und ED mit zur Zeit bereits hoher Treffsicherheit testen zu lassen, ist genau dieses erreichte Ziel!
An uns allen liegt es, diese Treffsicherheit und Aussagekraft des Genomtestes so schnell wie möglich noch weiter zu steigern. Die Korrelationsvariabilität zu den Referenzwerten kann nur kleiner werden, wenn möglichst alle Berner, die in der Zucht stehen oder stehen werden, getestet würden. Dann wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Lebenserwartung unserer Berner Sennenhunde relativ rasch gesteigert werden können.